In Deutschland hat sich in den letzten Monaten die Diskussion verstärkt, ob der von der alten Ampelregierung und Bundesminister Robert Habeck vorgegebene Pfad für die Energiewende in Deutschland bezahlbar und effektiv ist. Zunehmend wurde auch einer breiteren Öffentlichkeit klar: Der politisch gesetzte Fokus auf ein Erreichen der Klimaneutralität 2045, ohne gleichzeitig Versorgungssicherheit und vor allem Bezahlbarkeit der Energieversorgung angemessen im Auge zu behalten, schafft große Probleme für den Standort Deutschland. Transformationskosten von mindestens 5000 Milliarden Euro bis 2045 nur für das Energiesystem und als Folge weiter steigende Energiekosten in Deutschland überfordern viele Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen. Vor allem energieintensive Betriebe wandern ab ins Ausland, das wesentlich günstigere Energiekosten hat – ohne dass dem Klima geholfen wird.
Vor diesem Hintergrund hatte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) im Januar 2025 eine Ausschreibung für eine wissenschaftliche Studie gestartet, wie denn die Energiewende kostengünstiger gestaltet werden kann. Frontier Economics, ein auf Energiethemen spezialisiertes Beratungsunternehmen, hat gemeinsam mit GES diesen Auftrag Anfang März gewonnen. Am 3.
September war es so weit: Die Ergebnisse der Studie wurden in Berlin im Rahmen einer großen DIHK-Veranstaltung vorgestellt.
Die Studie macht klar: Der bisherige Kurs der Energiewende ist nicht tragfähig. Das in der Studie entwickelte neue Konzept bietet eine Alternative, die ambitionierten Klimaschutz mit wirtschaftlicher Stärke, Kosteneffizienz und internationaler Wirksamkeit verbindet. Die möglichen Einsparungen von weit über 1000 Milliarden Euro bis 2050 unterstreichen das Potenzial für einen echten Kurswechsel. Das entspricht einer vermiedenen Kostenbelastung von etwa 50 Milliarden
Euro pro Jahr für Unternehmen und Verbraucher – für jedes der nächsten 20 Jahre! Erfolgreicher Klimaschutz erfordert nicht starre planwirtschaftliche Vorgaben, sondern einen innovationsfreundlichen, marktorientierten und international anschlussfähigen Rahmen – genau hier setzt das Konzept an. Hier die Zusammenfassung der Studienergebnisse.
Auch auf der politischen Ebene tat sich etwas. Die neue Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, Katherina Reiche, hatte im Juni 2025 eine neutrale Bestandsaufnahme zum Stand der Energiewende in Auftrag gegeben, die am 15. Sept. öffentlich wurde. Zeitgleich hat das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) ein daraus abgeleitetes 10-Punkte Programm für die Regierungsarbeit vorgestellt Wir vergleichen die Empfehlungen der DIHK-Studie, bisherige GES-Forderungen zur Energiepolitik in Deutschland und das BMWE-10-Punkte Programm „Klimaneutral werden – wettbewerbsfähig bleiben“ miteinander.
Eine Wertung dieses 10 Punkte Programmes ergibt: Der grundsätzliche Ansatz geht in die richtige Richtung. Ein ordnungspolitischer Rahmen, der auf Technologieneutralität, mehr marktwirtschaftliche Kräfte und auf weniger Detailsteuerung durch den Staat setzt, ist der richtige Aufsatzpunkt. Viele Elemente wie die stärkere Ausrichtung an den tatsächlichen Systemkosten der Energieträger, dem Abschied von überzogenen Subventionen und der Möglichkeit des Einsatzes von Carbon Capture and Storage (CCS) auch bei Gaskraftwerken sind zu begrüßen.
Allerdings hat GES bei einigen Ansätzen weitergehende Vorstellungen, um die Energiekosten in Deutschland nicht unnötig steigen zu lassen, und Klimaschutz global voranzutreiben. Hier das 10- Punkte-Programm des BMWE und unsere Wertung.