Hintergrundpapier

Kurzfassung: Das Potenzial klimafreundlicher Kraftstoffe aus natürlichen Ölen

Global Energy Solutions e.V.

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Inhaltsangabe

Die globale Energiewende steht vor einer doppelten Herausforderung: Während im Stromsektor erneuerbare Energien zunehmend fossile Quellen verdrängen, ist im Verkehrssektor ein vollständiger Umstieg auf elektrische Antriebe in absehbarer Zeit nicht realistisch. Besonders Flugzeuge, Schiffe und schwere Nutzfahrzeuge werden noch Jahrzehnte auf Verbrennungsmotoren angewiesen sein. Um die Klimaziele dennoch zu erreichen, braucht es klimafreundliche Alternativen zu Diesel, Benzin und Kerosin, die sich schnell und auf einer wirtschaftlich tragbaren Basis realisieren lassen .

Ein vielversprechender Ansatz ist die Nutzung sogenannter non-edible oils – pflanzlicher Öle, die nicht zur Nahrungsmittelproduktion geeignet sind. Pflanzen wie Jatropha, Pongamia, Rizinus oder der Neembaum gedeihen auf kargen, degradierten Flächen, die für die klassische Landwirtschaft unbrauchbar sind. Damit entfällt der Konflikt „Teller oder Tank“, und zugleich entstehen neue Möglichkeiten für eine nachhaltige Landnutzung. Auch die Aufforstung solcher Flächen trägt zur dauerhaften CO₂-Bindung, zur Wiederbelebung verarmter oder erodierter Böden und gegen eine fortschreitende Desertifikation bei – ein mehrfacher Klimanutzen.

Technologisch stehen zwei großtechnisch praktizierte Wege im Vordergrund:

  • die Umesterung zu Biodiesel (FAME),
  • die hydrierende Spaltung zu HVO-Diesel und HEFA-Kerosin, die fossilen Treibstoffen chemisch sehr ähnlich sind und in der bestehender Raffinerie- und Tankstelleninfrastruktur genutzt werden können.

HVO/HEFA gilt als Schlüsseloption für nachhaltige Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF). Die EU will den SAF-Anteil bis 2050 auf 70 % steigern.

Bei konsequentem Ausbau allein der Jatropha-Öl Kapazitäten könnte rechnerisch über ein Viertel des weltweiten Dieselbedarfs und nahezu der gesamte Kerosinbedarf gedeckt werden.

Auch wirtschaftlich ergeben sich Chancen: Zwar sind die Produktionskosten aktuell noch höher als bei fossilen Treibstoffen, doch Skaleneffekte, effizientere Züchtungen and Anbaumethoden, CO₂- Bepreisung und internationale Partnerschaften können die Wettbewerbsfähigkeit verbessern.

Besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern ließe sich durch den Anbau von Ölpflanzen auf ungenutzten Flächen ein Dreifachnutzen erzielen: Klimaschutz durch klimnaneutrale Treibstoffe, CO₂-Bindung durch Aufforstung, wirtschaftliche Entwicklung durch Exporterlöse und Beschäftigungseffekte durch arbeitsintensive Landwirtschaft.

Die politische Weichenstellung ist entscheidend. Während die EU und die USA mit Beimischungsquoten, Steuervergünstigungen und Förderprogrammen den Markt für „Advanced Biofuels“ ankurbeln, bleibt die zentrale Frage, ob auch internationale Klimapartnerschaften den Anbau von nicht essbaren Ölpflanzen fördern könnten. Denn nur durch Kooperation zwischen Industrie- und Entwicklungsländern lassen sich die Potenziale heben, ohne neue Ungerechtigkeiten zu schaffen.

Fazit: Biogene Treibstoffe aus nicht essbaren Ölen sind keine Nischenlösung, sondern könnten zu einem tragenden Pfeiler der globalen Energiewende werden. Sie bieten die Chance, bestehende Verbrennungstechnologien klimafreundlicher zu machen, CO₂-Senken aufzubauen, verödete Landflächen zu nutzen und nachhaltige Entwicklung im Globalen Süden zu fördern – ein pragmatischer und sofort wirksamer Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.

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