An dieser Stelle greifen wir Nachrichten der letzten Wochen auf, die aus Sicht von GES Hoffnung geben, weil sie Bausteine einer möglichen globalen Lösung enthalten und / oder dazu beitragen, einen realistischen Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wollen sich europäische Staaten unabhängiger von russischen Energieimporten machen. Ein Ölembargo der EU ist auf dem Weg. Und die Bundesregierung hat knapp drei Milliarden Euro für schwimmende LNG-Terminals bewilligt. Mögliche Standorte sind die Häfen von Wilhelmshaven, Brunsbüttel, Stade, Rostock und Hamburg. Noch in diesem Jahr sollen laut Wirtschaftsminister Robert Habeck zwei schwimmende LNG-Terminals in Betrieb gehen.
Italien, das in etwa so stark auf russische Gasimporte angewiesen ist wie Deutschland, sucht unterdessen verstärkt in Afrika nach neuen Lieferanten: in Algerien, Angola und Kongo.
Um sich von russischem Gas zu lösen, plant die EU die Eigenproduktion von 10 Millionen Tonnen Wasserstoff jährlich, plus weitere 10 Millionen Wasserstoff, die importiert werden – bis 2030. Dieses Ziel zu erreichen erfordert große Anstrengungen. Vorschläge finden sich in dem Diskussionspapier How to deliver on the EU Hydrogen Accelerator. Es wurde von HydrogenEurope veröffentlicht, beteiligt war unter anderen auch Dii Desert Energy.
In Brüssel finden zurzeit die Verhandlungen über die Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED III) statt. Dabei geht es auch um die Zertifizierung von Wasserstoff. Der Europaabgeordnete Markus Pieper (EVP) plädiert – entgegen den Vorgaben der Kommission – nicht nur für grünen Wasserstoff, sondern auch für blauen und türkisen Wasserstoff. Piepers Argument: Würde man ausschließlich auf grünen Wasserstoff setzen „bekommen wir den Wasserstoff-Hochlauf (…) niemals hin, dafür mangelt es absehbar an Wind- und Solaranlagen und der kurzfristig notwendigen Fläche“. Interview in: Tagesspiegel Background vom 25.04.2022
Die Kosten für Erneuerbare sinken weiter. Nach einem IPCC-Bericht sind Kosten für Windenergie zwischen 2010 und 2019 um 55 Prozent gefallen und die für Lithium-Ionen-Batterien um 85 Prozent. Bei der Rückverstromung von Wasserstoff werde bis 2030 eine Effizienz von 50 Prozent erreicht sein.
„Erneuerbare und alternative Kraftstoffe sind für den Klimaschutz im Mobilitätssektor unverzichtbar und dienen der Energiesicherheit.“ So steht es in einem offenen Brief, den 175 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterzeichnet haben. Das Schreiben richtet sich an die Europäische Kommission anlässlich der Bearbeitung des Fit-for-55-Pakets.
Projekt H2ercules. RWE und OGE haben Investitionen in einer Größenordnung von 3,5 Milliarden Euro für die Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland angekündigt. Darin enthalten sind Elektrolyse-Kapazitäten von 1 GW und 1.500 Kilometer Pipelines.
Der amerikanische Öl- und Gasproduzent Occidental Petroleum hat angekündigt, bis zu einer Milliarde US-Dollar in eine Anlage für Direct-Air-Capture zu stecken. Das aus der Luft gefilterte CO2 soll im Boden gelagert werden. Als Kunde, so der Öl- und Gasproduzent, habe man zum Beispiel Airbus gewonnen. Der Flugzeugbauer will demnach durch den Kauf von Zertifikaten seine CO2-Bilanz verbessern.
Das norwegische Unternehmen Nel will die weltweit erste vollautomatische Produktionsanlage für Elektrolyseure bauen. Durch die Skalierung in der Produktion beabsichtigt Nel, grünen Wasserstoff zu einem Preis von 1,5 US-Dollar pro Kilogramm zu liefern – günstiger als konventionell erzeugter Wasserstoff.
Wann wird die globale Nachfrage nach Öl ihren Höhepunkt erreichen? Nach einem Bericht der Unternehmensberatung McKinsey soll das bereits in den kommenden fünf Jahren geschehen. Die Nachfrage nach Kohle habe diesen Höhepunkt bereits überschritten, nämlich im Jahr 2013. Gas soll dagegen in den kommenden Jahren noch mehr gefördert werden.
Und noch dies. „Mein Vorschlag ist, CO2 direkt am Kohlekraftwerk abzufangen“, sagte Franz Josef Radermacher, stellvertretender Vorsitzender von GES, in einem Interview mit der Zeitschrift Entsorga. „Aber die deutsche Denkweise verbietet das. Kritiker befürchten einen Lock-in-Effekt zugunsten der Kohle, die damit sauberer erscheinen könnte. Wenn deutsche KfW-Mittel eingesetzt werden, dann möchte man CO2 mittels Direkt-Air-Capture-Technologie direkt aus der Atmosphäre holen – auch wenn das zehnfach so teuer ist.“