Kurzmeldungen Mai 2023

An dieser Stelle greifen wir Nachrichten der letzten Wochen auf, die aus Sicht von GES Hoffnung geben, weil sie Bausteine einer möglichen globalen Lösung enthalten und / oder dazu beitragen, einen realistischen Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln.

Beim Petersberger Klimadialog (PKD) zeichnen sich für die Ende 2023 in Dubai stattfindende Weltklimakonferenz (COP28) grundlegende Differenzen ab. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock forderte auf dem PKD einen globalen Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2030 um etwa 1.000 Gigawatt und das „Ende des Zeitalters der fossilen Energien“. Demgegenüber sprach der designierte Präsident der COP28, Sultan Ahmed Al Jaber, von einem Ausstieg aus den „fossilen Emissionen“. Al Jaber ist ein Vertreter von Carbon Capture and Storage (CCS), also der Abscheidung und Deponierung von CO2.

Am 15. April sind die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland – Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg – vom Netz gegangen. Damit endet die Ära der deutschen Atomenergie nach mehr als 60 Jahren. Die abgeschalteten Anlagen müssen nun weiter gekühlt und gewartet werden. In den nächsten Wochen werden dann die Brennelemente aus den Reaktorkernen entfernt. Anschließend müssen die Betreiber mit dem teuren Rückbau beginnen. Die Suche nach einem Endlager in Deutschland wird voraussichtlich noch mehrere Jahrzehnte dauern. Aus der Politik gibt es auch Forderungen, die abgeschalteten Kraftwerke als Reserve zu erhalten. Laut Deutschland-Trend des ARD-Morgenmagazins hielten 59 Prozent der Befragten die Entscheidung der Bundesregierung, die AKW abzuschalten, für falsch.

Während Deutschland aus der Atomenergie aussteigt, ist in Finnland ein neues AKW ans Netz gegangen, allerdings mit großer Verspätung. In Polen wurden Vorverträge für den Bau von neuen Kernkraftwerken unterzeichnet. Baubeginn: 2026. Bis Mitte der 2040er Jahre sollen sechs AKW Strom produzieren.

Auch die neue schwedische Regierung plant den Ausbau der Atomenergie. Bis 2030 soll deren Anteil am Strommix auf 50 Prozent steigen. Wasser- und Windkraft sind in Schweden ebenfalls weit vorn. Der Anteil von Gas und Kohle bei der Stromproduktion geht gegen Null.

Der Ausbau der europäischen Offshore-Windindustrie hinkt hinterher. Die Branche fordert dringend EU-Mittel. Im belgischen Ostende haben sich neun europäische Länder zum Nordsee-Gipfel getroffen. Bis 2050 sollen mindestens 300 Gigawatt aus europäischer Offshore-Windenergie erzeugt werden. Derweil planen Großbritannien und die Niederlande den Bau einer Stromleitung durch die Nordsee, genannt LionLink.

Die Europäische Union hat sich auf Beimischungsquoten von klimafreundlichen Kraftstoffen im Luftverkehr geeinigt. Im Jahr 2025 soll der Anteil von E-Kerosin 2 Prozent betragen. Die Beimischung wird in Fünf-Jahres-Schritten erhöht: auf 6 Prozent 2030, 20 Prozent 2035 und schließlich 70 Prozent im Jahr 2050. In einer Stellungnahme der Lobbyorganisation eFuel alliance heißt es: „Die Höhe der nun festgelegten Quoten gibt der Branche einen konkreten Fahrplan. Nichtsdestotrotz bleiben die vereinbarten Mengen unter dem, was technisch möglich und klimapolitisch notwendig wäre.“ Der Kompromiss muss noch vom EU-Parlament und den Mitgliedsstaaten bestätigt werden.

Im bayerischen Lengfurt soll 2025 an einem Zementwerk eine Carbon-Capture and Usage-Anlage in industriellem Maßstab in Betrieb gehen. Die Kapazität der CCU-Anlage von Heidelberg Materials soll 70.000 Tonnen CO2 pro Jahr betragen. Gebaut wird die Anlage durch Linde.

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 4,8 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert. Nach Angaben des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) sind das 5,5 Prozent des deutschen Erdgasbedarfs. Ludwig Möhring, Chef des BVEG, plädiert dafür, eine umweltverträgliche Förderung von heimischem Schiefergas zu prüfen.

Der Sommer 2022 war der wärmste, der jemals in Europa gemessen wurde. Laut EU-Klimawandeldienst Copernicus lag er 1,4 Grad über dem Referenzzeitraum 1991 bis 2020. Rekorde gab es auch bei der Sonneneinstrahlung, dem Gletscherschwund in den Alpen und bei der Anzahl der Tage mit extremer Hitze.

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