Joachim Weimann ist Wirtschaftsprofessor in Magdeburg und berät die Denkfabrik R21 in Klima- und Energiefragen. Er hält Emissionshandelssysteme – also die Bepreisung von CO2-Emissionen im Rahmen eines Cap-and-Trade-Systems – für den entscheidenden Hebel in der Klimapolitik. Stärken sieht er vor allem in dem marktwirtschaftlichen Ansatz des Instruments, ein planwirtschaftliches Vorgehen lehnt er strikt ab. Für Deutschland fordert er deshalb einen radikalen Schritt: alle klimapolitischen Gesetze und Vorgaben zu beenden. Das europäische Emissionshandelssystem (ETS) reiche völlig aus, es sollte allerdings auf möglichst viele Wirtschaftssektoren ausgeweitet werden. Eine erfolgreiche europäische Klimapolitik könnte dann global ausgeweitet werden. Den deutschen Alleingang – bereits fünf Jahre früher als die EU klimaneutral zu sein, nämlich 2045 und nicht erst 2050 – hält er für kontraproduktiv und grob falsch. Weimann kritisiert zugleich, dass große Teile der deutschen Politik und NGOs sich im Denkrahmen einer nationalen Klimapolitik bewegen. Er hält die gegenwärtige deutsche Energiewende für unbezahlbar – und setzt für eine Korrektur auf die „Macht des Faktischen“.