An dieser Stelle greifen wir Nachrichten der letzten Wochen auf, die aus Sicht von GES Hoffnung geben, weil sie Bausteine einer möglichen globalen Lösung enthalten und / oder dazu beitragen, einen realistischen Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln.
Was sind die Folgen des Kriegs in der Ukraine für die Bewältigung des Klimawandels? Das thematisiert Prof. Franz Josef Radermacher, stellvertretender Vorsitzender von GES, in einem Interview für die österreichische Zeitschrift Die Wirtschaft.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sind Deutschland und Europa bestrebt, die Abhängigkeit von russischen Energieimporten, insbesondere von Erdgas zu senken. In diesem Zusammenhang sind verschiedene Aktivitäten zu beobachten, die noch vor wenigen Wochen undenkbar gewesen wären.
Bereits heute ist Norwegen nach Russland der zweitgrößte Gaslieferant für Deutschland. Und die Gasimporte sollen ausgeweitet werden. Vor diesem Hintergrund soll es eine Machbarkeitsstudie für eine Gas- und Wasserstoffpipeline zwischen den beiden Ländern geben.
Deutschland verfügt derzeit über kein einziges LNG-Terminal für den Import von Flüssiggas. Jetzt werden die Planungen hochgefahren. Der Bund beteiligt sich teilweise an der Finanzierung. Im Gespräch sind drei Standorte: Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Stade. In Brunsbüttel soll die Bauzeit für das Terminal drei bis dreieinhalb Jahre betragen. Die Kapazität der Anlage ist für etwa 8 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr ausgelegt. Zum Vergleich: Die Pipeline Nord Stream 1 transportiert knapp 50 Milliarden Kubikmeter russisches Gas. Perspektivisch soll das Terminal in Brunsbüttel auch für den Import von grünem Wasserstoff ausgelegt werden. Außerdem plant RWE ebenfalls in Brunsbüttel ein Importterminal für klimaneutral erzeugtes Ammoniak.
Eine Stimme aus dem Ausland. Das amerikanische Rocky Mountain Institute hat die ökologischen Auswirkungen des deutschen Gasimports in Bezug auf Gesamt-Klimagas-Emissionen von Produktion, Aufbereitung sowie Transport und Verbrauch verglichen. Bezugsquellen sind Russland, die USA und Katar, letzteres per LNG-Transport. Russland hat dabei die schlechteste Bilanz. Methan ist das Hauptproblem, wegen der langen Transportwege per Pipeline, die erhebliche Leckagen aufweisen. Auf Platz zwei liegen die USA. Am besten schneiden in der Untersuchung Gasimporte aus Katar ab.
Um den Import von russischem Erdgas zu reduzieren, will E.on in Zukunft große Mengen grünen Wasserstoffs importieren. Dazu wurde eine Vereinbarung mit dem australischen Partner FFI unterzeichnet. Die Rede ist von fünf Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr um 2030 herum.
Indien will den weltweit günstigsten Wasserstoff produzieren. Bis 2030 sollen jährlich 5 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff hergestellt werden. Hinter den Plänen stehen zwei der reichsten Männer aus Asien, Mukesh Ambani und Gautam Adani. Beide haben ihr Vermögen im indischen Energie- und Ölgeschäft gemacht. Ziel ist es, grünen Wasserstoff zukünftig für unter einen Dollar pro Kilo zu produzieren. Derzeit kostet Wasserstoff zwischen 3 und 8 Dollar pro Kilo.
Handelsblatt, 4./5./6. März 2022
Auch China plant gigantische Solar- und Windparks in der Wüste. Die Rede ist von 450 Gigawatt Leistung bis 2030, etwa doppelt so viel wie die Kapazität aller deutschen Ökostromanlagen zusammen. Dazu kommen weitere Ökostromprojekte in China. Insgesamt sollen neue Anlagen mit einer Leistung von 1200 Gigawatt entstehen. Auch dies mit einem Zeithorizont bis 2030. Zugleich ist China mit ebenfalls steigenden Zahlen der größte Produzent von Strom aus Kohlekraftwerken. Außerdem hat China angekündigt, bis 2025 jährlich 100.000 bis 200.000 Tonnen Wasserstoff aus regenerativen Quellen zu produzieren.
Der Spiegel. 15. März 2022
In Dänemark entsteht ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Methanol. Siemens Energy liefert dafür eine 50-Megawatt-Elektrolyseanlage. Der Strom kommt aus einem 300 MW-Solarpark vor Ort.