Kurzmeldungen April 2023

An dieser Stelle greifen wir Nachrichten der letzten Wochen auf, die aus Sicht von GES Hoffnung geben, weil sie Bausteine einer möglichen globalen Lösung enthalten und / oder dazu beitragen, einen realistischen Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln.

Der Weltklimarat (IPCC) geht in seinem neuen Synthesebericht davon aus, dass das 1,5-Grad-Ziel kaum noch zu halten ist. Voraussichtlich werde es im nächsten Jahrzehnt bereits überschritten. Derzeit beträgt die durchschnittliche Erwärmung 1,1 Grad, verglichen mit dem vorindustriellen Wert. Eine Botschaft des Berichts lautet: „Finanzierung, Technologie und internationale Zusammenarbeit sind entscheidende Voraussetzungen für beschleunigte Klimaschutzmaßnahmen.“ Mit seiner in Fertigstellung befindlichen (oder vor der Veröffentlichung stehenden oder für eine Veröffentlichung im Juni vorgesehenen) Referenzlösung trägt GES zur Konkretisierung dieser Aussage bei.

Der Präsident der Klimakonferenz COP28 und Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Sultan Ahmed Al Jaber, hat sich dafür ausgesprochen, Betriebe zu elektrifizieren oder mit Carbon Capture auszustatten. Außerdem solle daran gearbeitet werden, bis 2030 netto null Methanemissionen zu erreichen. Damit zielt er besonders auf den Scope-3-Bereich, der alle Emissionen entlang der Wertschöpfungskette von Unternehmen erfasst – auch solche bei Nutzung der fossilen Produkte wie Öl und Gas.

Laut EU-Parlament sollen bis 2033 alle Gebäude in der EU eine mittlere Effizienzklasse erreichen und entsprechend saniert werden. Allein in Deutschland rechnet die Kreditanstalt für Wiederaufbau mit einem Finanzierungsbedarf von 254 Milliarden Euro. An dem Beschluss gibt es vielfältige Kritik. Wie die erforderlichen Summen aufgebracht werden sollen, ist unklar.

Die EU-Kommission stellt 800 Millionen Euro für den Aufbau einer Wasserstoffbank zur Verfügung. Im Rahmen des Net Zero Industry Act sollen erste Pilotauktionen für klimaneutralen Wasserstoff stattfinden. Ausgewählte Projekte erhalten einen Zuschuss.

Außerdem hat sich die EU bei der Neufassung der Erneuerbaren-Richtlinie (RED III) darauf geeinigt, das europäische Ziel für erneuerbare Energie bis 2030 deutlich anzuheben – von 32,5 auf 45 Prozent, mit verbindlichen Zielen für die jeweiligen Sektoren.

Laut Umweltbundesamt hat Deutschland seinen Treibhausgas-Ausstoß im vergangenen Jahr auf 746 Millionen Tonnen reduziert (minus 1,9 Prozent) und damit sein Klimaziel erreicht. Vor allem in der Industrie sanken die Emissionen deutlich. Hauptgrund war die verminderte Produktion infolge der gestiegenen Energiekosten durch den Krieg in der Ukraine. Im Energiesektor sind die Emissionen dagegen um 4,4 Prozent gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts hat der Anteil von Kohlestrom im Verhältnis zum Vorjahr um 8,4 Prozent zugelegt, auf 33.3 Prozent. Die Stromerzeugung aus Erdgas ging um 11,3 Prozent zurück. Auch die Kernkraft lieferte deutlich weniger. Strom aus Erneuerbaren legte dagegen zu, der Anteil lag bei 46,3 Prozent.

Die Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordert die Bundesregierung auf, bei der Energiewende die Rahmenbedingungen für Investitionen deutlicher und verlässlicher zu machen. Gleichzeitig plädieren die Wissenschaftler für eine weitgehende Technologie-Offenheit. Besonderes Gewicht legen sie auf den Ausbau der Wasserstofftechnik. Wasserstoff solle dort erzeugt werden, wo die Bedingungen für Photovoltaik und Windenergie besonders günstig sind. Im Sinne eines Kohlenstoffkreislaufmanagements setzt die Leopoldina auch auf Technologien und Maßnahmen der Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre.

Die Unternehmensberatung McKinsey warnt davor, dass in Deutschland der Ausbau der Erneuerbaren alleine nicht für ein stabiles Stromnetz sorgen könne. Im Jahr 2030 entstehe zu Spitzenlastzeiten ein Stromlücke von bis zu 30 Gigawatt. McKinsey nennt drei Gegenmaßnahmen: Stromimport, Batteriespeicher und den Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken.

Deutschland schneidet bei Strom- und Wasserstoffkosten im internationalen Vergleich schlecht ab. Heißt es in einer Studie von Frontier Economics und IW Consult im Auftrag der Denkfabrik Dezernat Zukunft. Selbst unter optimistischen Annahmen bleiben Deutschland im Zug der Dekarbonisierung vergleichsweise hohe Energiekosten erhalten. Als Folge davon bringe die Verlagerung von Wertschöpfung ins Ausland Kostenvorteile für die Unternehmen.

Die deutschen Gasleitungen sind für den Transport von Wasserstoff geeignet. Das geht aus einer Studie des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) hervor. Nur einzelne Teile des Netzes müssten ertüchtigt oder ausgetauscht werden.

Mit deutscher Beteiligung soll im westafrikanischen Mauretanien eine große Anlage zur Erzeugung von grünem Wasserstoff entstehen. Der Projektentwickler Conjunkta spricht von Elektrolysekapazitäten von bis zu 10 Gigawatt. Der erste Export, auch in Richtung Deutschland, ist für 2028 geplant.

Dänemark hat begonnen, CO2 unter dem dänischen Teil der Nordsee einzuspeichern. Bei dem Projekt Greensand arbeiten Wintershall, Dea und Ineos zusammen. Der dänische Klimaminister Lars Aagaard: „Dänemarks Boden bietet die Möglichkeit, deutlich mehr CO2 speichern zu können als wir selbst jemals produzieren werden.“ Nach Norwegen ist Dänemark damit das zweite Land, das anderen europäischen Ländern seinen Service der Entsorgung von CO2 anbietet.

Der Krieg in der Ukraine und die westlichen Sanktionen gegen Russland haben auf dem Energiemarkt große Gewinner hervorgebracht. So hat Norwegen seine Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft im vergangenen Jahr verfünffacht, auf 46 Milliarden Euro, die der Staatskasse zugeflossen sind. Saudi Aramco hat einen Rekordgewinn von 161 Milliarden US-Dollar eingefahren.

Südkorea will Kraftwerke ausschreiben – die zuerst mit grauem, später mit grünem Wasserstoff betrieben werden sollen. Das Land plant, den größten Teil des grünen Wasserstoffs perspektivisch zu importieren.

Die (Elon) Musk Foundation hat den XPRIZE für Lösungen im Bereich Energie und Klima ausgelobt. Mittlerweile gibt es Zwischenergebnisse, zum Beispiel für die Entnahme und Lagerung von CO2 aus der Atmosphäre (Removal). Die Preise werden im Jahr 2025 vergeben. XPRIZE wirkt wie ein „Staubsauger“ für Innovationen, ein Blick auf die Projekte ist empfehlenswert.

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