An dieser Stelle greifen wir Nachrichten der letzten Wochen auf, die aus Sicht von GES Hoffnung geben, weil sie Bausteine einer möglichen globalen Lösung enthalten und / oder dazu beitragen, einen realistischen Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln.
Die Carbon Management Strategie der EU sieht die Abscheidung und Speicherung von 450 Millionen Tonnen CO2 jährlich vor – und zwar aus Industrieanlagen und fossilen Kraftwerken. Tagesspiegel Background berichtet über einen Entwurf der Strategie, die die EU im Februar vorstellen will. GES fühlt sich dadurch in seiner Grundhaltung bestätigt, dass Carbon Capture ein notwendiger Baustein jeder Klimastrategie sein muss. Der Strategiewechsel ist auch deshalb bemerkenswert, weil viele Diskussionen über Carbon Capture – insbesondere in Deutschland – nur auf sogenannte nicht-vermeidbare Emissionen (hard to abate) abzielen, etwa aus Zementwerken. Dass CCS nun auch im Kontext fossiler Kraftwerke diskutiert wird, bedeutet eine signifikante Erweiterung des Lösungsraumes.
Eben jene Haltung – Carbon Capture nur für nicht vermeidbare Emissionen – spiegelt das Thesenpapier zu Carbon Capture wider, das die Umweltverbände WWF und Nabu zusammen mit dem Industrieverband BDI und dem Gewerkschaftsbund DGB verfasst haben – eine bemerkenswerte Allianz. Die Unterzeichner fordern vom Wirtschaftsministerium einen Rechtsrahmen und eine Carbon Management Strategie für die Industrie.
Unterdessen plädiert Friedbert Pflüger vom Clean Energy Forum (CEF) dafür, den Verkauf von Wintershall DEA, dem einzigen deutschen Unternehmen, das Gas und Öl fördern kann, zu verbieten. Durch den Verkauf an die britische Harbour Energy fürchtet Pflüger einen Verlust von Wissen zu einer Schlüsseltechnologie für Deutschland, nämlich Carbon Capture.
Das Handelsblatt Research Institute (HRI) hat analysiert, was die Transformation der Energieinfrastruktur in Deutschland bis 2045 kosten würde, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Nach Berechnungen der Forscher ergibt sich eine Summe von 1.100 Milliarden Euro, die der Staat, Unternehmen und Bürger zahlen müssten. Die größten Beträge flössen in den Ausbau erneuerbarer Energien, in Stromspeicher und -netze. Dringend benötigte Gaskraftwerke kämen nicht ohne staatliche Zuschüsse aus.
McKinsey hat mit der Studie Zukunftspfad Stromversorgung ein Alternativkonzept vorgestellt. Danach könnten die Kosten in Deutschland bis 2035 um bis zu 150 Milliarden Euro gesenkt werden – bei Einhaltung der Klimaziele. Der Vorschlag geht dahin, weniger Kapazitäten zur Stromgewinnung aus erneuerbaren Quellen, insbesondere weniger Photovoltaik, aufzubauen und dafür mehr Wasserstoff-fähige Gaskraftwerke zu errichten. Die Kraftwerke sollten eher im Süden Deutschlands entstehen. Infolgedessen müssten weniger Stromleitungen von Nord nach Süd verlegt werden. In der Studie wird auch die Möglichkeit erörtert, Gaskraftwerke mit Carbon Capture auszustatten.
Die Bundesnetzagentur hat Zahlen zum Ausbau der Erneuerbaren für das vergangene Jahr vorgelegt. Die installierte Leistung stieg um 17 auf knapp 170 Gigawatt, das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Der Zubau von Solaranlagen verdoppelte sich auf nahezu 14,1 Gigawatt. Der Windausbau erreichte 2,9 Gigawatt. Solar entwickelte sich damit relativ gut, Wind hinkt den gesteckten Zielen für 2030 deutlich hinterher. Allerdings sind die Nutzungsstunden von Solaranlagen deutlich niedriger als diejenigen von Windanlagen. Zudem müssen die bestehenden erneuerbaren Anlagen im Norden häufiger abgeriegelt werden, weil der Ausbau der Stromleitungen dem Zeitplan hinterherhinkt.
Der globale Ausbau der Erneuerbaren kommt laut Internationaler Energieagentur (IEA) voran. Danach lag der Zubau 2023 bei rund 510 Gigawatt, und damit 50 Prozent höher als im Vorjahr. Drei Viertel des weltweiten Zubaus seien neue Solaranlagen, vor allem in China. Das Ziel einer Verdreifachung der weltweiten Erneuerbaren-Kapazitäten bis 2030 sei in Sichtweite.
Welche Rolle kann grünes Ammoniak im globalen Seeverkehr spielen? Wissenschaftler der Universität von Oxford haben dazu eine detaillierte Studie vorgelegt. Danach müsste Europa auf den Nordwesten Afrikas als Produktionsstandort setzen. Strategisch ausgerichtete Häfen sollten die Einführung von grünem Ammoniak vorantreiben.
Nach Berechnungen von Agora Energiewende sind die deutschen CO2-Emissionen im Jahr 2023 auf 673 Millionen Tonnen deutlich gesunken – der niedrigste Stand seit 70 Jahren. Die Gründe sind vielfältig: Ein geringerer Kohleverbrauch zählt ebenso dazu wie krisenbedingte Rückgänge bei der Kohleproduktion. Dass der Kohlestromanteil trotz Atomausstieg sank, hat ebenfalls mehrere Gründe, wie die Wirtschaftswoche analysiert: einerseits der Ausbau der Erneuerbaren, insbesondere der Photovoltaik, andererseits wurde Deutschland im vergangenen Jahr von einem Netto-Stromexporteur zu einem Stromimporteur. Laut Welt stammten 53 Prozent der Stromimporte aus erneuerbaren Quellen und 21 Prozent aus Kernkraftwerken – trotz nationalem Atomausstieg.
Steht das Verbrenner-Aus vor dem Aus? In der vergangenen Woche sollte in der EU die Entscheidung über die Zulassung von klimaneutralen E-Fuels für Fahrzeuge fallen. Laut FAZ ist sie auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Positionen der EU-Staaten sollen zu weit auseinanderliegen. Bisher waren strikte Vorgaben für E-Fuels für die Zeit nach 2035 geplant.
Das Norwegische Parlament hat für den Abbau von Mangan-Knollen vor der Küste des Landes gestimmt. Die Fläche auf dem Meeresboden ist mehr als 280.000 Quadratkilometer groß. Umweltaktivisten und Forscher kritisieren das Vorhaben und warnen vor unübersehbaren Folgen für die Natur.
Im vergangenen Jahr lag die globale Temperatur knapp unter dem 1,5-Grad-Ziel, genau: 1,48 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Laut EU-Klimawandeldienst Copernicus waren „die Temperaturen 2023 wärmer als in den vergangenen 100.000 Jahren“. Die Weltwetterorganisation (WMO) hat den „Rekord“ der globalen Durchschnittstemperatur bestätigt.
Laut der Entwicklungsorganisation Oxfam haben Krisen und Kriege den Graben zwischen Arm und Reich weiter vertieft. Die reichsten fünf Menschen auf der Welt hätten ihr Vermögen seit 2020 mehr als verdoppelt. Zugleich seien fast fünf Milliarden Menschen noch ärmer geworden.