Energiewende in Deutschland: Elektronen oder Moleküle?

Das Klimaproblem wird entweder global gelöst oder gar nicht. Das ist die Position von GES und aus diesem Blickwinkel heraus verfolgen wir die nationale Diskussion in Deutschland. Sie ist durch unterschiedliche und sich in Teilen widersprechende Ansätze geprägt.

Wie kann Deutschland bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden? In den vergangenen Wochen sind gleich drei neue Studien zu dem Thema veröffentlicht worden. Die Deutsche Energieagentur verabschiedet sich tendenziell vom „all-electric“-Mainstream und setzt stärker auf synthetische Gase. Im Hauptszenario wird der Energiebedarf in Deutschland nur zu 49 Prozent durch Strom gedeckt. Dafür kommen Wasserstoff und synthetische Energieträger zum Zug. Der größte Teil der Gesamtmenge (657 Terawattstunden) würden danach importiert werden.

Einen anderen Schwerpunkt setzt das Ariadne-Projekt vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Danach soll der Anteil der Elektrizität an der Endenergie (derzeit unter 20 Prozent) im Jahr 2045 auf bis zu 69 Prozent anwachsen. Dafür müsste die heimische Stromerzeugung radikal gesteigert werden.

Klimapfade heißt eine weitere neue Studie des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Daran haben 80 Unternehmen über Monate zusammengearbeitet. Wasserstoff spielt in der BDI-Studie eine relativ geringe Rolle. Der Bedarf im Jahr 2045 wird mit 240 Terawattstunden angegeben. Der Investitionsbedarf in Deutschland bis 2030 wird auf 860 Milliarden Euro geschätzt.

Einen Beitrag zur Lösung der weltweiten Herausforderung kann Deutschland aus Sicht von GES nur dann leisten, wenn es auch zu Hause im Sinne von Technologieoffenheit den Raum möglicher Lösungen erweitert. Ansätze, die selbst in Deutschland kaum finanzierbar sind und ohne die infrastrukturellen Gegebenheiten eines reichen Industrielandes nicht gangbar sind, können keine Lösung für die Welt sein.

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