An dieser Stelle greifen wir Nachrichten der letzten Wochen auf, die aus Sicht von GES Hoffnung geben, weil sie Bausteine einer möglichen globalen Lösung enthalten und / oder dazu beitragen, einen realistischen Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln.
Der Verkauf von Stromtrassen des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet an den Bund ist gescheitert. Tennet ist Mitbetreiber von Nord-Süd-Stromtrassen in Deutschland, die für die Energiewende von großer Bedeutung sind. Nun hat Tennet die jahrlangen Verhandlungen beendet. Als Grund nannte das Unternehmen Haushaltsprobleme in Berlin. Zur Bedeutung von Stromnetzen siehe auch das GES-Papier Wie die deutsche Energiewende im Stromsektor bezahlbar wird. Wir plädieren dafür, den Ausbau der Erneuerbaren zu begrenzen. Dadurch könnte bei Investitionen in den Netzausbau signifikant gespart werden.
Das Bundesumweltministerium steht wegen eines möglichen Betrugs mit Klimazertifikaten unter Druck. Laut ZDF waren Klimaschutzprojekte in China in der Größenordnung von einer halben Milliarde Euro nur vorgetäuscht. Die Kosten tragen die Verbraucher beim Tanken oder Heizen. Betroffen sollen auch deutsche Prüfinstitute und Ölkonzerne sein. Genehmigt werden diese Projekte vom Umweltbundesamt. Umweltministerin Steffi Lemke hat mittlerweile eingeräumt, dass es sich um einen Fall von „schwerer Umweltkriminalität“ handeln könnte. Alle betroffenen Aktivitäten würden gestoppt.
Verhandlungen in Bonn, die die nächste UN-Klimakonferenz in Baku (COP29) vorbereiten sollten, haben kaum Fortschritte gebracht. Delegationen aus fast 200 Ländern berieten vor allem über die Finanzierung von internationalen Klimamaßnahmen. Im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 war von Zuschüssen von 100 Milliarden Dollar pro Jahr die Rede. GES geht wie viele Experten davon aus, dass die Summe deutlich höher liegen müsste, nämlich eher im Bereich von Billionen Dollar.
Die Entwicklungsländer sorgen sich um ihre nationalen Klimapläne. Die Internationale Organisation für erneuerbare Energien (IRENA) legt eine Befragung vor, in der die Entwicklungsländer zum Beispiel über Mangel an technischer Expertise und entsprechend ausgebildetem Personal klagen. Außerdem seien die sozialen Auswirkungen unklar. Die nationalen Klimapläne (Nationally Determined Contributions) von Entwicklungs- und Schwellenländern sind einer der Knackpunkte des Pariser Klimaabkommens. Denn die Klimaziele des Globalen Südens sind oftmals wenig belastbar und zudem an umfangreiche finanzielle Unterstützung aus dem Norden geknüpft.
Norwegische und französische Unternehmen haben sich auf ein gemeinsames Carbon-Capture-and-Storage-Projekt (CCS) geeinigt. In Dünkirchen sollen CO2-Emissionen abgefangen und zu geologischen Lagerstätten vor der Küste Norwegens transportiert werden.
In Dänemark startet die Erkundung der CO2-Speicherung an Land – im Gegensatz zu Pilotprojekten, die das Klimagas unter dem Meeresboden verpressen. Dänische Behörden gehen davon aus, dass unter der Halbinsel Jütland große Mengen CO2 in einer Tiefe zwischen 1000 und 2000 Metern entsorgt werden können.
Die Westfalen-Gruppe baut ihren ersten Elektrolyseur nicht in Deutschland, sondern in Frankreich, im Departement Moselle. Ausschlaggebend für die Entscheidung war, dass in Frankreich, anders als in Deutschland, auch Wasserstoff aus Atomstrom als klimafreundlich gilt – was Kostenvorteile mit sich bringt.
China erreicht seine Ausbauziele für Solar- und Windenergie fünf Jahre früher als geplant. Laut Global Data hat China 2023 eine Photovoltaik-Kapazität von knapp 610 Gigawatt erreicht. Onshore Wind lag bei 408 Gigawatt und offshore Wind bei 38 Gigawatt. Geht der Ausbau in diesem Tempo weiter, wird China seine Ausbauziele für solar- und windbasierte Erzeugung 2030 deutlich übererfüllen. Damit wurden 15 Prozent des erzeugten Stromes von 9.460 Terawattstunden erzeugt, was rund 20 Mal der Stromerzeugung Deutschlands entspricht. 2023 nahm die Stromerzeugung Chinas um 6,9 Prozent gegenüber 2022 zu.
Die USA setzen verstärkt auf Nuklearenergie, insbesondere auf kleinere, modulare Atomreaktoren. Damit kann auch Bill Gates sein Konzept eines natriumgekühlten Small Modular Reactor umsetzen.
In den vergangenen Jahrzehnten sind die klimaschädlichen Lachgasemission um etwa 40 Prozent gestiegen – vor allem in der Landwirtschaft. Das Global Carbon Project weist auf die Haupttreiber hin: chemischer Dünger und Gülle. Der Mensch greift damit immer stärker in den globalen Stickstoffkreislauf ein.
Der Krieg in der Ukraine hat nach Angaben der Initiative On Greenhouse Gas Accounting Of War zu zusätzlichen Klimagasemissionen von 175 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent geführt – das entspricht den jährlichen Emissionen von 90 Millionen Autos. Zu den kriegsbedingten Emissionen rechnen die Autoren zum Beispiel die Treibstoffverbräuche der Armeen und den Wiederaufbau der zerstörten Gebäude und der Infrastruktur.