Kurzmeldungen Oktober 2023

An dieser Stelle greifen wir Nachrichten der letzten Wochen auf, die aus Sicht von GES Hoffnung geben, weil sie Bausteine einer möglichen globalen Lösung enthalten und / oder dazu beitragen, einen realistischen Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln.

In der Abschlusserklärung des ersten afrikanischen Klimagipfels in Nairobi fordern die teilnehmenden Länder eine globale Klimasteuer. Die Veranstaltung sollte das große Potenzial Afrikas für erneuerbare Energien deutlich machen. Bislang liegt die Kapazität auf dem Kontinent jedoch lediglich bei 50 Gigawatt. Nur etwa zwei Prozent der weltweiten Investitionen in Erneuerbare fließen nach Afrika. Der kenianische Präsident William Ruto zur Klimasteuer: „Wir glauben, dass das einer der Wege ist, zusätzliche und angemessene Mittel bereitzustellen, mit denen wir unsere Entwicklung finanzieren können.“

Deutschland hat im zweiten Quartal 2023 deutlich mehr Strom importiert als in den Vorjahren. Laut Statistischem Bundesamt betrug der Nettoimport 7,1 Milliarden Kilowattstunden. Das entspricht ziemlich genau der Strommenge, die die drei deutschen Atomkraftwerke im zweiten Quartal des vergangenen Jahres produziert haben. Anfang dieses Jahres wurden alle deutschen AKW vom Netz genommen.

In Deutschland hat der Bau der Stromtrasse SuedLink offiziell begonnen. Nachdem es zu jahrelangen Verzögerungen gekommen ist. Weil keine Transportkapazitäten vorhanden sind, muss die Stromproduktion von Windrädern im Norden häufig abgeriegelt werden. Dieses Abregeln vor einem Netzengpass und das Anfordern von Anlagen dahinter hat 2022 Kosten von 4,2 Milliarden Euro verursacht, davon entfiel ein Viertel auf die Entschädigung von Erneuerbaren Kraftwerken für die Drosselung ihrer Leistung. Die zehn Milliarden Euro teure Stromleitung soll 700 Kilometer weit bis nach Baden-Württemberg und Bayern führen und einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung des Problems leisten.

Die Grünen in Deutschland stehen offenbar vor einer Kehrtwende bei Carbon Capture. Zumindest weicht die pauschale Ablehnung auf. Das zeigt der Entwurf für das Wahlprogramm zur Europawahl im Juni kommenden Jahres. Die Rede ist zum Beispiel von der Zementindustrie, in der CO2-Emissionen nicht zu vermeiden seien.

Ernüchterung bei der Internationalen Energie Agentur (IEA) in Sachen Wasserstoff. Trotz großer Potenziale und vieler angekündigter Projekte gibt es wenige Investitionsentscheidungen oder Bautätigkeiten. Derzeit wird global erst ein Prozent des Wasserstoffs mit emissionsarmen Technologien hergestellt.

Dennoch hält die IEA es noch für möglich, das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. Allerdings bräuchte es dafür gewaltige Anstrengungen bis 2030: eine Verdreifachung der erneuerbaren Energien, eine Verdoppelung der jährlichen Energieeffizienz und eine Verringerung der Methanemissionen um drei Viertel. Die bisherigen Erfahrungen lassen das allerdings sehr anspruchsvoll erscheinen.

Flugzeuge in der EU müssen bis 2050 zu 70 Prozent mit Sustainable Aviation Fuels betankt werden. Das hat das Europaparlament nun beschlossen. Die EU-Staaten müssen dem Vorhaben noch zustimmen. Nach Recherchen von GES ist das Ziel ebenso ambitioniert wie schwer zu erreichen.

Die Regierung von Kalifornien verklagt Ölkonzerne, weil sie die Risiken fossiler Energieträger lange Zeit heruntergespielt hätten. Dadurch seien Schäden in Milliardenhöhe entstanden. Bereits in den 1950er Jahren hätten die Unternehmen BP, Exxon, Shell, Chevron und Conoco Phillips begonnen, die Folgen der Verbrennung fossiler Energieträger bewusst kleinzureden.

Das E-Fuel-Vorzeigeprojekt Haru Oni von Porsche in Südchile verfügt noch über keine eigene Direct-Air-Capture-Technik. Laut Wirtschaftswoche steht die Anlage des US-Herstellers Global Thermostat noch immer auf dem Werksgelände in Colorado. Nun sollen Ingenieure von Porsche, Volkswagen und MAN eine passende DAC-Anlage entwickeln.

Die dänische Reederei Maersk hat ihren ersten E-Methanol-Frachter eingeweiht. Das Schiff ist mit einer Kapazität von 2.136 Containern relativ klein und soll vor allem in der Ostsee eingesetzt werden. Maersk hat insgesamt 25 Schiffe bestellt, die auch mit E-Methanol betrieben werden können.

Für die Umstellung der globalen Handelsflotte auf CO2-arme Kraftstoffe rechnet die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) mit hohen Kosten: Bis 2050 entfielen auf die Schiffe 7,5 bis 26 Milliarden Euro, die Infrastruktur werde noch deutlich teurer, nämlich 26 bis 85 Milliarden Euro. Fast 99 Prozent der Handelsschiffe weltweit würden noch mit konventionellen Kraftstoffen betrieben.

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