An dieser Stelle greifen wir Nachrichten der letzten Wochen auf, die aus Sicht von GES Hoffnung geben, weil sie Bausteine einer möglichen globalen Lösung enthalten und / oder dazu beitragen, einen realistischen Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln.
In der überarbeiteten deutschen Wasserstoffstrategie wird nun übergangsweise auch blauer Wasserstoff (hergestellt aus Erdgas mit CCS) akzeptiert. Das Ziel für die heimische Produktion von grünem (elektrolytisch hergestellten) Wasserstoff beträgt 10 Gigawatt bis 2030. Damit soll etwa ein Drittel der deutschen Nachfrage gedeckt werden.
Ölkonzerne steigen groß ins deutsche Offshore-Windgeschäft ein. Die Bundesnetzagentur meldet ein ungewöhnlich hohes Ergebnis bei der Versteigerung von vier Flächen für Windparks in Nord- und Ostsee – annähernd 13 Milliarden Euro. Den Zuschlag erhielten Firmen, hinter denen die Ölriesen BP und Total stehen. Weder RWE noch EnBW waren bei der Auktion erfolgreich. Die Windparks vor Helgoland und Rügen sollen 2030 den Betrieb aufnehmen.
Trotzdem reicht der Ausbau der Windenergie bei Weitem nicht aus, um die energiepolitischen Ziele Deutschlands für 2030 zu erreichen, heißt es in einem Bericht des Bundesverbands WindEnergie (BMWE). Bundeskanzler Olaf Scholz hatte einst von vier bis fünf neuen Windkraftanlagen pro Tag gesprochen, im ersten Halbjahr 2023 waren es aber nur zwei.
Deutschland wird sein selbstgestecktes Ziel, Klimaneutralität im Jahr 2045 zu erreichen, verfehlen. So steht es laut Spiegel in einem vorläufigen Bericht des Bundesumweltamtes. Demnach sollen 2045 immer noch rund 160 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen werden.
Subventionierter Industriestrompreis auf der Kippe? Der wissenschaftliche Beirat des Bundesfinanzministeriums hat sich gegen entsprechende Pläne von Wirtschaftsminister Robert Habeck ausgesprochen. „In Zeiten knapper Finanzen und angesichts des notwendigen Kraftakts bei der Ausweitung der erneuerbaren Energien raten wir von der Einführung eines Industriestromtarifs ab“, heißt es in einer Erklärung des Gremiums laut Handelsblatt.
Der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen dürfen Thyssenkrupp bei der Stahlproduktionslinie mittels Wasserstoff unterstützen. Das OK für 2 Milliarden Euro Subvention kam nun von der EU. Die neue Anlage soll 2026 in Betrieb gehen, zunächst aber mit Erdgas betrieben werden, um dann auf Wasserstoff umzurüsten. GES wird diese Projekte aufmerksam verfolgen, da praktisch kein Stahl mit solchen Verfahren bisher unter Verwendung von Wasserstoff erzeugt wurde, sondern nur unter Einsatz von mindestens 75 Prozent Erdgas.
Großbritannien will hunderte neue Lizenzen für Öl- und Gasbohrungen in der Nordsee vergeben. Als Grund nannte Premierminister Rishi Sunak die Stärkung der Energiesicherheit und Unabhängigkeit von Importen. Geplant ist außerdem, dass vor der schottischen Küste CO2 unter der Nordsee eingelagert wird. Carbon Capture and Storage spielt eine große Rolle bei den britischen Plänen, bis 2050 klimaneutral zu werden.
Gleichzeitig hat Vattenfall den Ausbau eines der größten Windparks in der Nordsee vor Großbritannien gestoppt. Die Kosten seien dramatisch gestiegen. Die Windkraft spielt neben Carbon Capture eine entscheidende Rolle für die Net-Zero-Pläne des Landes.
Ölfirmen wie BP, ExxonMobil und Shell haben nach einem Bericht des Guardian still und leise die eigenen Klimaschutzziele abgeschwächt. Danach hat BP beispielsweise sein eigenes Ziel, die CO2-Emissionen bis 2030 um 35 Prozent zu senken, überarbeitet. Nun ist lediglich von 20 bis 30 Prozent die Rede.
Die Weltschifffahrtsorganisation (IMO) hat sich auf strengere Ziele für den Klimaschutz verständigt. Bis etwa 2050 sollen die internationalen Handelsflotten klimaneutral unterwegs sein. In der Vergangenheit hatte die IMO bis zu diesem Datum lediglich eine Halbierung von CO2 angepeilt. Die Organisation hat 175 Mitgliedsstaaten. Auf das Konto der internationalen Schifffahrt gehen etwa drei Prozent des weltweiten Ausstoßes von CO2.
Brasilien und Kolumbien fordern Hilfe beim Regenwaldschutz. Die Präsidenten beider Länder, Lula da Silva und Gustavo Petro, erwarten von reicheren Staaten finanzielle Unterstützung. Derzeit laufen Gespräche der Amazonas-Länder: Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Französisch-Guyana, Peru, Suriname und Venezuela. Lula forderte diese Länder auf, die Selbstverpflichtung Brasiliens, die illegale Abholzung bis 2030 zu beenden, zu übernehmen.
Die Internationale Energieagentur (IEA) kritisiert, dass der Kampf gegen Methanemissionen zu langsam verläuft. In einem neuen Report beziffert die IEA die Investitionserfordernisse für eine konsequente Reduzierung des Klimagases bis 2030 – und nennt eine Summe von 75 Milliarden US-Dollar. Die Forderungen richten sich nicht nur an Staaten, sondern vor allem an die Öl- und Gasindustrie.
Die süd-koreanische Öl-Firma Korea National Oil Corp hat ein Projekt gestartet, um mittels Carbon Capture abgefangenes CO2 in einem erschöpften Gasfeld zu speichern. Es geht um 1,2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.
In Berlin hat sich ein neuer Thinktank gegründet, das Clean Energy Forum. Laut Website plädiert das Forum für einen offenen Austausch „über alle Technologien, die uns auf dem Weg zum Klimaschutz weiterhelfen können“. Die Erneuerbaren stünden klar im Zentrum, aber Deutschland und Europa könnten nicht allein mit Strom und Wärme aus Wind, Sonne und Erde versorgt werden. Gegründet wurde das Clean Energy Forum von der Familie Pflüger. Friedbert Pflüger ist ein ehemaliger deutscher Politiker und Unternehmensberater.
Der neue Chef des UN-Klimarats, Jim Skea, glaubt, dass das 1,5-Grad-Ziel nicht mehr zu erreichen ist. Von Untergangsszenarien hält er trotzdem nichts. „Wenn man ständig nur die Botschaft aussendet, dass wir alle dem Untergang geweiht sind, dann lähmt das die Menschen und hält sie davon ab, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um mit dem Klimawandel fertig zu werden“, sagte Skea.