An dieser Stelle greifen wir Nachrichten der letzten Wochen auf, die aus Sicht von GES Hoffnung geben, weil sie Bausteine einer möglichen globalen Lösung enthalten und / oder dazu beitragen, einen realistischen Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln.
„Wir befinden uns mitten in der ersten wirklich globalen Energiekrise mit verheerenden Folgen für die gesamte Weltwirtschaft, insbesondere in den Entwicklungsländern“, sagte Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), anlässlich der Veröffentlichung des neuen Breakthrough Agenda Report. Um den Übergang zu sauberer und nachhaltiger Energie zu beschleunigen, gibt die IEA 25 Empfehlungen.
Eine weitere neue Publikation der IEA ist der Global Hydrogen Review. Im vergangenen Jahr stiegt die globale Wasserstoffnachfrage auf 94 Millionen Tonnen, das entspricht 2,5 Prozent des weltweiten Endenergieverbrauchs. Bis 2030 rechnet die IEA mit einer Wasserstoffnachfrage von 115 Millionen Tonnen. Mindestens die Hälfte davon müsse emissionsarmer Wasserstoff sein. Das sei aber nicht zu erwarten.
Grüner Wasserstoff wird nach einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in naher Zukunft äußerst knapp sein. Demnach wird grüner Wasserstoff bis 2025 nur ein Prozent der globalen Endenergie liefern. Politische Notfallmaßnahmen könnten allerdings zu schnellerem Wachstum führen.
Japan führt eine Gruppe von mehr als 20 Ländern an, die die globale Produktion von blauem Wasserstoff steigern wollen – auf mindestens 90 Millionen Tonnen jährlich in 2030.
Über die kommenden 20 Jahre wird blauer Wasserstoff günstiger sein als grüner. Das ist die Einschätzung des norwegischen Öl- und Gaskonzerns Equinor. Blauer Wasserstoff wird aus Erdgas produziert – das dabei entstehende CO2 wird abgefangen und verpresst (CCS) oder genutzt (CCU).
Grüner Ammoniak gewinnt in der Debatte um E-Fuels weiter an Bedeutung. Ein Indiz dafür ist die Erweiterung des PtX-Atlas von Fraunhofer. Die Wissenschaftler haben die Analysen von fast 600 Standorten um die Potenziale von grünem Ammoniak ergänzt. Dessen Gesamtkosten lägen in vielen Fällen unter denen von E-Fuels auf der Basis von Methanol.
Um die globale Stahlproduktion 2050 durch Wasserstoff-Direktreduktion klimaneutral zu stellen, braucht es laut dem Beratungsunternehmen Wood Mackenzie rund 50 Millionen Tonnen CO2-armen Wasserstoff pro Jahr. GES bezweifelt, dass diese gewaltigen Mengen aufgebracht werden können und schlägt andere Wege vor, um eine klimaneutrale Stahlproduktion zu erreichen, insbesondere die Direktreduktion mit Erdas unter Nutzung von CCS und CCU.
Die Deutsche Bahn hat sich als Transporteur von großen Mengen Wasserstoffs ins Gespräch gebracht. Wasserstoff könnte von den Seehäfen mit vorhandenen Kesselwagen ins Hinterland transportiert werden – statt mit teuren Pipelines.
Die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre ist ein wichtiges Handlungsfeld der Klimapolitik. Sind die EU-Mitgliedsstaaten dafür bereit? „Die Antwort lautet nein“, sagt Nils Meyer-Ohlendorf – und verweist auf eine neue Studie des Ecologic Institut, dessen Senior Fellow er ist. Es fehlten Ziele, Strategien und eine politische Diskussion zur CO2-Entnahme.
In den Niederlanden dürfen zwei ehemalige Gasfelder unter der Nordsee genutzt werden, um CO2 zu speichern. Das Projekt Porthos steht für Port of Rotterdam CO2 Transport Hub and Offshore Storage. Das CO2 stammt von Betrieben, die im Hafen von Rotterdam angesiedelt sind.
Mehr erneuerbare Energie, mehr Energieeffizienz und viel CO2-Abscheidung – mit diesen Maßnahmen kann Indonesien bis 2060 die Klimaneutralität erreichen, heißt es in einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA). Indonesien produziert seinen Strom bisher vor allem mit Kohlekraftwerken. Mit 750 Gramm CO2 pro erzeugter Kilowattstunde sind die Voraussetzungen für eine Energiewende in dem Inselstaat nicht besonders gut. Und doch eröffnen sich laut IEA realistische Wege.
Von Russlands Gas-Lieferstopps wird laut IEA nicht nur Europa betroffen, sondern in besonderem Maße auch Schwellen- und Entwicklungsländer. Statt verstärkt auf Gas setzen sie nun wieder mehr auf Kohle und Erdöl.
In einem weiteren Bericht zeigt die IEA Wege auf, wie bis 2030 in Afrika ein umfassendes Stromnetz entstehen könnte. Heute haben 40 Prozent der Menschen auf dem Kontinent noch immer keinen Zugang zum Stromnetz, das sind etwa 600 Millionen.
Afrikas erstes Wasserstoff-Kraftwerk in Namibia soll 2024 zum ersten Mal Strom produzieren. Das Projekt in Swakopmund soll dann Elektrizität für Haushalte in Namibia liefern. Die Rede ist von 85 Megawatt, die von Solarpanels produziert werden. Auch Deutschland ist interessiert an grünem Wasserstoff, der in dem südafrikanischen Land produziert wird.
Amazon will für seine LKW-Flotte auch E-Fuels einsetzen. Im kommenden Jahr soll ein Testbetrieb in Kalifornien beginnen. Die E-Fuels sollen konventionellen Diesel für Transporte über etwa 5 Millionen Meilen ersetzen. Nach Unternehmensangaben können die bisherigen Fahrzeuge auch bei Betankung mit E-Fuels weitergenutzt werden.