Klaus Töpfer hat einen globalen Blick. Acht Jahre lang war er in Nairobi Exekutivdirektor der UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen. „Wir wissen so viel über den Stand des Klimas und über Lösungsmöglichkeiten“, sagt Töpfer. „Darin ist ganz sicherlich Wasserstoff und sind synthetischen Kraftstoffe und Methanol und anderes extrem bedeutsam.“ Dafür sprechen laut Töpfer auch die Wasserstoff-Initiative der Bundesregierung und der European Green Deal der EU.
Mit vorhandenem Wissen könne man bereits heute handeln. Ebenso wichtig sei es aber auch, Innovationen weiterzutreiben. Die Lösungssuche mit Hilfe der Wissenschaft sei noch lange nicht zu Ende. „Wir werden Solarenergie noch günstiger herstellen können.“ Das Gleiche gelte für die Windenergie. Und auch in der Elektrolyse werde man andere Techniken einsetzen. Die Kreislaufwirtschaft hält Töpfer ebenfalls für entscheidend, „weil wir dadurch wieder Energie einsparen und mit Ressourcen so umgehen, dass auch eine Welt mit acht oder neun Milliarden unter menschlichen Bedingungen leben kann.“
Natürlich müsse Deutschland handeln, aber Deutschland alleine, das sei zu wenig. „Wir müssen bei uns belegen, dass wir eine Technologie haben, die eine CO2-freie wirtschaftliche Stabilität ermöglichen kann.“ Töpfer plädiert dafür, dass Wissenschaft und Industrie, die sich mit Energie- und Klimafragen befassen, zusammengebracht und gebündelt werden. „Gehen Sie nach Tunesien, wo sehr viel auf dem Gebiet geforscht und gearbeitet wird, gerade auch in Sachen Wind- und Sonnenenergie. In Marokko ist es vergleichbar.“ Töpfer kennt die Verhältnisse aus eigener Anschauung. „Wir werden die Probleme der Entwicklungsländer und gerade auch Afrikas über den Maghreb hinaus nicht bewältigen können, indem wir dort unsere Bedürfnisse befriedigen und Wasserstoff für uns erzeugen. Sondern indem wir in diesen Ländern Wertschöpfungsketten schaffen, die den Menschen, die dort heranwachsen, Perspektiven für ihre Leben geben und Arbeitsplätze schaffen.“ Damit junge Menschen in ihrer Heimat mit Optimismus an die Dinge herangingen und nicht resignierten.
„Afrika hat sehr viel Sonne und sehr viel Wind.“ Woran es auf dem Kontinent aber öfter mangelt, das sei Wasser. Und diese Probleme würden mit fortschreitendem Klimawandel noch größer. Auch deshalb setzt Töpfer auf die Kreislaufwirtschaft, um Wasser zu sparen. Je kapitalintensiver eine Technologie, desto schwieriger sei sie in Entwicklungsländern einzusetzen, auch in Afrika. Dort bräuchte man vielmehr arbeitsintensive Technologien. Man dürfe auch keinen Wasserstoff aus Ländern exportieren, die selber unter Energieknappheit leiden. Denn ausreichende Energie ist die Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung. „So ist das, glaube ich, eine Aufgabe, die weit über die Energietechnik hinausgeht. Sie reicht hin bis zu einer Friedenspolitik in einer Welt.“