Kurzmeldungen Februar 2023

An dieser Stelle greifen wir Nachrichten der letzten Wochen auf, die aus Sicht von GES Hoffnung geben, weil sie Bausteine einer möglichen globalen Lösung enthalten und / oder dazu beitragen, einen realistischen Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln.

Der norwegische Staatskonzern Equinor könnte Deutschland bis 2030 mit 50 Terawattstunden blauem Wasserstoff beliefern. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat bei einem Besuch in Norwegen eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Das CO2, das bei der Produktion des Wasserstoffs aus Erdgas anfällt, wird vor der Küste Norwegens gespeichert. Derzeit laufen Gespräche über den Bau einer Wasserstoff-Pipeline zwischen Deutschland und Norwegen. Bis zum Frühjahr sollen die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorliegen.

Minister Habeck hat bei seinem Besuch auch das Carbon Capture and Storage-Projekt (CCS) Langskip besichtigt, das der norwegische Staat mit 1,7 Milliarden Euro finanziert. In Deutschland ist CCS nur zu Forschungszwecken erlaubt. Hier deutet sich ein Umdenken an. Habeck in Norwegen: „Lieber CO2 in der Erde als in der Atmosphäre.“ Unterdessen nimmt Norwegens Öl- und Gasproduktion weiter zu und es sollen noch mehr Felder erschlossen werden.

Als Reaktion auf das US-amerikanische Subventionspaket für saubere Energie (Inflation Reduction Act, IRA) will die EU-Kommission bis 2030 mehr als 380 Milliarden Euro für die Energiewende ausgeben. Dabei handelt es sich aber nicht nur um neue Subventionen, vielmehr stammen 250 Milliarden aus dem Corona-Wiederaufbaufonds (RRF).

Grüner Wasserstoff aus Afrika: Laut einer Studie der Europäischen Investitionsbank (EIB), der Internationalen Solarallianz und der Afrikanischen Union könnten Länder wie Marokko, Mauretanien, Ägypten, Namibia und Südafrika bis 2035 pro Jahr 50 Millionen Tonnen produzieren. Über Pipelines oder per Schiffe könnten die Länder den Wasserstoff exportieren. Die Preise pro Kilo sollen zwischen 1,55 Euro und 1,90 Euro liegen.

Nach einer Studie der Internationalen Energieagentur (IEA) läutet der Umbau des Energiesystems ein „neues Industriezeitalter“ ein. Bis zum Jahr 2030 entsteht dabei ein Markt für klimafreundliche Energietechnologie in der Größenordnung von insgesamt 650 Milliarden US-Dollar.

Die geplante Wasserstoff-Pipeline H2Med zischen Spanien und Marseille soll nach Deutschland verlängert werden. So steht es in der Erklärung zum 60. Jahrestag des Elysée-Vertrags.

Im Europäischen Emissionshandel (EU-ETS) sind die Preise für eine Tonne CO2 im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Mussten Emittenten 2020 im Jahresdurchschnitt noch knapp 25 Euro pro Tonne CO2 zahlen, waren es 2022 rund 80 Euro. Deutschland hat erheblich vom Handel der CO2-Rechte profitiert, nämlich im Umfang von 6,8 Milliarden Euro. Weitere 6,4 Milliarden Euro kamen aus der nationalen CO2-Bepreisung hinzu. Daraus ergibt sich eine Rekordsumme von 13,2 Milliarden, die vollständig in den Klima- und Transformationsfonds fließt.

Die Ausbauziele für erneuerbare Energie der Bundesregierung sind kaum zu schaffen. Bis 2030 müssten täglich sechs Windkrafträder gebaut werden, ab sofort. Darauf weist eine Untersuchung des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität Köln hin. Derzeit stammen knapp 50 Prozent des deutschen Stroms aus erneuerbaren Quellen. Bis 2030 sollen es mindestens 80 Prozent sein. Und das bei wachsender Nachfrage und Kohleausstieg bis 2030. Siehe das GES-Papier zu „Trugschlüssen und Inkorrektheiten“. (LINK)

Um die Klimaziele zu erreichen, geht an der Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal, CDR) kein Weg vorbei. Darauf verweist der Bericht über den Stand der Kohlendioxidentnahme. Neben Aufforstung (Nature-based Solutions) sehen die Forscher auch die Notwendigkeit von technischer Entnahme, zum Beispiel Direct Air Capture.

Stoßen Regenwälder, wenn sie nach einer Rodung wieder aufgeforstet werden, mehr CO2 aus als sie aufnehmen? Darauf weisen britische Wissenschaftler in einer Studie hin. Sie haben dazu eine Fläche auf der Insel Borneo untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass aus dem Boden und aus Totholz erhebliche Mengen CO2 entweichen. Für GES heißt das: Oberste Priorität ist es, den Regenwald zu erhalten. Aufforstung halten wir für unbedingt notwendig, aber vor allem auf degradierten Flächen, wo schon lange kein CO2 mehr aus dem Boden entweicht.

Die deutsche Wochenzeitschrift Die Zeit und der britische Guardian kritisieren CO2-Zertifikate in Waldschutzprojekten des Zertifizierers Verra als wertlos. Die Journalisten sprechen von „Schrott-Zertifikaten“, die fälschlicherweise Reduktionen in Höhe von 89 Millionen Tonnen CO2 vorspiegelten. Verra weist die Vorwürfe zurück und spricht von methodischen Fehlern der Journalisten im Umgang mit dem Klimaschutzkonzept REDD+. Die Auseinandersetzung zeigt, wie wichtig die Methoden der CO2-Wirkungsmessung von Projekten sind. Wenn es gelingen soll, die erforderlichen privaten Geldmittel für den Klimaschutz zu mobilisieren, müssen diese belastbar und reputationssicher sein.

Die Entwicklungsorganisation Oxfam warnt anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos vor weiter steigender Ungleichheit. Erstmals seit 25 Jahren hätten extremer Reichtum und extreme Armut gleichzeitig zugenommen. Während der Corona-Pandemie habe das reichste Prozent der Weltbevölkerung rund zwei Drittel des gesamten Vermögenszuwachses kassiert. Steigende Lebensmittel- und Energiepreise seien dabei ein wichtiger Grund. Die Entwicklung zeigt, dass der Anwendung des Verursacher- und Verantwortungsprinzips bei der Bewältigung des Klimawandels endlich mehr Bedeutung zukommen muss.

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