An dieser Stelle greifen wir Nachrichten der letzten Wochen auf, die aus Sicht von GES Hoffnung geben, weil sie Bausteine einer möglichen globalen Lösung enthalten und / oder dazu beitragen, einen realistischen Blick auf die vor uns liegenden Herausforderungen zu entwickeln.
Die Konkretisierung eines Klimaclubs der G7 nimmt langsam Formen an. Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen haben sich auf eine Satzung für einen Klimaclub geeinigt. Weitere Partner sollen für das Projekte gewonnen werden. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte den Klimaclub im vergangenen Jahr vorgeschlagen. Die Idee dahinter: Einerseits sollen Emissionen im Industriebereich zurückgehen, andererseits sollen Länder, die beim Klimaschutz vorangehen, gegen Staaten mit niedrigeren Umweltstandards geschützt werden. Die Meinung von GES: Die Idee zielt prinzipiell in die richtige Richtung, aber es sollte kein Club der G7-Staaten bleiben. So bliebe die Kooperation mit Entwicklungsländern wieder einmal auf der Strecke. Zudem müssten verschiedene chronisch unterfinanzierte Klima-Sonderprogramme integriert werden.
Auf dem UN-Weltnaturgipfel in Montreal haben sich rund 200 Länder darauf verständigt, bis 2030 etwa ein Drittel der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Die reichen Länder sollen den ärmeren Ländern bis 2025 dafür rund 20 Milliarden US-Dollar zukommen lassen. Die Erfahrung aus den internationalen Klimaverhandlungen zeigen jedoch, dass solche politischen Versprechen zwar immer wieder abgegeben, aber praktisch nie eingehalten werden.
Das LNG-Spezialschiff Höegh Esperanza (LNG: liquified natural gas) ist in Wilhelmshaven in Betrieb gegangen. Das Schiff kann angeliefertes Flüssiggas in einen gasförmigen Zustand rücküberführen. Unterdessen erwartet das Wirtschaftsministerium eine Überkapazität der LNG-Infrastruktur für Deutschland, wenn alle zehn geplanten LNG-Terminals realisiert werden. Die gelieferte Menge würde dann die des ehemaligen Pipelinegases aus Russland übersteigen. Allerdings ist LNG deutlich teurer als Gas aus Russland. Außerdem entstehen auch in der LNG-Lieferkette erhebliche Mengen an Klimagasen, insbesondere Methan. Vgl. hierzu auch diese jüngste GES-Publikation.
H2-Global hat das erste Auktionsverfahren für Wasserstoffprodukte gestartet. Ziel ist es, für Ammoniak, Methanol und E-Kerosin Zehnjahreslieferverträge (von Anfang 2024 bis Ende 2033) abzuschließen. Die Wasserstoffderivate sollen bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und interessierten Käufern in Deutschland angeboten werden. Die Produkte werden außerhalb Europas produziert und nach Deutschland geliefert. Ziel von H2-Global ist es, durch finanzielle Unterstützung einen internationalen Markthochlauf zu befördern.
Haru Oni, die weltweit größte Produktionsanlage für E-Fuels, ist in Südchile in Betrieb gegangen. Im Interview mit GES erläutert Thorsten Herdan von HIF Global die weiteren Ausbaustufen. GES ist der Ansicht: Klimaneutralität für 1,3 Milliarden PKW und LKW: Ohne E-Fuels geht es nicht.
Die deutsche Regierung hat ihre ablehnende Haltung zu Carbon Capture and Storage (CCS) korrigiert. Wirtschaftsminister Robert Habeck kündigte an, dass auf deutschem Territorium CO2 gespeichert werden soll. Ein entsprechendes Gesetz sei für 2023 geplant. Der zweite Evaluierungsbericht zum Kohlendioxid-Speichergesetz liegt nun vor. GES hat die wichtigsten Net-Zero-Szenarien untersucht. In allen spielt CCS eine zentrale Rolle.
In der Ostsee soll eine neue Wasserstoffpipeline entstehen, die Anrainerstaaten mit grünem Wasserstoff aus Finnland und Schweden versorgt. Hinter dem Baltic Sea Hydrogen Collector stehen Gasgrid Finland, Nordion Energi, der Windparkentwickler OX2 und die Fondsgesellschaft Copenhagen Infrastructure Partners. Die Pipeline soll 2030 fertig sein.
In Deutschland soll ein Pipelinesystem für Wasserstoff von der Ostsee bis in den Süden entstehen. Darauf haben sich drei Fernleitungsnetzbetreiber verständigt: Gascade, Ontras, und Terranets Bw. Bis 2025 sollen bestehende Leitungen für den Transport von Wasserstoff umgerüstet werden. Ein weiterer Ausbau ist geplant.
Auch Spanien, Portugal und Frankreich haben sich auf den Bau einer Pipeline für grünen Wasserstoff geeinigt. H2Med soll von Barcelona nach Marseille führen und im Mittelmeer verlegt werden. Die Fertigstellung ist für 2030 geplant. Kosten: rund 2,5 Milliarden Euro. Der grüne Wasserstoff soll vor allem in Portugal und Spanien produziert werden.
In Dänemark hat ein Pilotprojekt, bei dem CO2 in einem früheren Ölfeld in der Nordsee eingespeichert wird, nun die Zulassung erhalten. Das Projekt trägt den Namen Greensand und soll Ende 2015 bis zu 1.5 Millionen Tonnen CO2 aufnehmen und das jährlich. Ab 2030 soll sich die Kapazität weiter erhöhen.
Laut Internationaler Energie Agentur (IEA) wird der Verbrauch von Kohle in diesem Jahr einen neuen Höchstwert erreichen. Dieses Niveau wird voraussichtlich bis etwa 2025 gehalten werden. Vor allem Asien habe einen hohen Bedarf. Die britische Regierung hat unterdessen nach 30 Jahren erstmals wieder eine neue Kohlemine genehmigt.
Wissenschaftler in den USA melden einen Erfolg bei der Kernfusion. Erstmalig sei mehr Energieoutput als -input bei den Versuchen erreicht worden. Trotzdem wird die Welt auf ein Fusionskraftwerk noch lange warten müssen. GES hält weitere Innovationen für elementar. Aber die Zeit drängt. Deshalb muss die Energie- und Klimakrise mit vorhandener Technologie angegangen werden.
GES-Mitglied Marco Wehr in seinem Podcast zum Thema: Wir retten das Klima nur gemeinsam.