Mehr als zehn Wirtschaftsunternehmen und ein Verband folgten der Einladung von Global Energy Solutions e.V. zum ersten Partnertreffen am 25. Oktober in Ulm. Das Ziel ist die Entwicklung eines Referenzmodells zur Lösung der weltweiten Herausforderungen im Energie- und Klimabereich für eine Welt mit demnächst zehn Milliarden Menschen, die in Freiheit und Wohlstand leben. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Die Projektpartner sind sich einig, dass sie das weltweite Thema in engem Austausch mit einer Vielzahl von Branchen verfolgen werden: Dabei werden der Gebäudesektor und die Zementindustrie ebenso einbezogen wie die Stahl-, Papier- und die Chemieindustrie. Auf der Veranstaltung wurden folgende parallel zu verfolgenden Technikpfade diskutiert.
Pfad A: In den Sonnenwüsten und windreichen Gegenden der Welt wird in großen Mengen grüner Strom produziert. Ein Teil dessen wird in grünen Wasserstoff überführt, davon wiederum ein Teil in synthetische Kraftstoffe. Damit können potentiell u.a. die heutigen 1,3 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennermotoren betankt werden. Der Projektpartner Siemens Energy ist mit dem Projekt Haru Oni in Südchile bereits sehr weit in der Umsetzung. Der Partner Obrist geht in eine ähnliche Richtung. Die Firma produziert einen Treibstoff, aFuel genannt, bei dem ein Konzept namens „Modern Forest“ angewendet und CO2 in einer Senke aktiv eingelagert wird. Als Standort könnte Namibia eine Option sein.
Pfad B: Der Verein evaluiert die Produktion von grünem Wasserstoff aus Erdgas. Das entstehende CO2 wird dabei abgefangen und verpresst, in der Regel in vormalige Gas- und Öllagerstätten. Damit macht Norwegen seit zwei Jahrzehnten gute Erfahrungen. Das bei der Erdgasproduktion entstehende Methan – ein hochwirksames Klimagas – soll abgefangen und möglichst genutzt werden. Auch eine stoffliche Nutzung des klimaschädlichen Gases ist in bestimmten Branchen möglich.
Am 25. Oktober 2021 fand in Ulm das erste Treffen des Projekts Global Energy Perspectives statt. Mehr als zehn große Wirtschaftsunternehmen und ein Verband arbeiten dabei mit dem Verein Global Energy Solutions aus Ulm zusammen und folgten der Einladung. Beteiligt waren unter anderem: ebm-papst, GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., Obrist Powertrain GmbH, Progroup AG, Schwenk Zement GmbH & Co. KG, VINCI Deutschland GmbH. Als Gäste dabei war außerdem die TÜV Süd AG und die thyssenkrupp AG, Business Unit Uhde. Ziel ist eine Welt, in der die Menschen überall einen gewissen Wohlstand erreichen – ganz im Sinne der globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Gleichzeitig sollen die Umwelt geschützt, die Biodiversität erhalten und das Klimasystem stabilisiert werden.
Für diese Themen sieht das Projekt die größten Herausforderungen in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Vor allem dort, wo in den nächsten 30 Jahren die Weltbevölkerung um etwa 2,5 Milliarden Menschen wachsen wird. Hier wird sich entscheiden, ob wir beim Klimaschutz erfolgreich sein werden. Dieser Fokus resultiert nicht zuletzt aus der Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als Förderer und dem scheidenden Bundesminister Dr. Gerd Müller. Müller wird dem Thema weiter verbunden bleiben, insbesondere in seiner neuen Rolle als Generaldirektor der United Nations Industrial Development Organization (UNIDO) mit Sitz in Wien.
Der Verein verfolgt als Leitidee eine kluge Kooperation von Nord und Süd zu beiderseitigem Vorteil und gegenseitigem Respekt, auf Augenhöhe. Die großen Potentiale der Sonnenwüsten der Welt sollen für die Erzeugung von grünem Strom genutzt werden. Grüner Strom soll die Industrialisierung der entsprechenden Länder massiv vorantreiben. Ein Teil des grünen Stroms soll in grünen Wasserstoff überführt werden, davon wiederum ein großer Teil in synthetische Kraftstoffe, die überall auf der Welt zum Einsatz kommen können. Adressiert werden dabei insbesondere die heutigen 1,3 Milliarden Fahrzeuge weltweit mit Verbrennermotoren, davon etwa 300 Millionen LKW. Klimaneutraler grüner Strom, Wasserstoff und daraus entstehende Energieträger werden zunehmend fossile Energieträger ersetzen. Wichtig ist dabei, dass CO2 abgefangen und als Rohstoff verwendet wird. Auf diesem Weg kann die globale Energiewende gelingen, weil bestehende Infrastruktur weitergenutzt werden kann. Ein Großteil der Wirtschaft kann so profitieren und schrittweise klimaneutral werden.
Es wird erwartet, dass angesichts der massiven Urbanisierung der Welt, vor allem auch Afrikas, die Zahl der Automobile mit Verbrennermotoren im Jahr 2050 noch deutlich höher sein wird als heute. Dabei verfolgen die Partner einen Technikpfad, der unter anderem auf den synthetischen Energieträger Methanol setzt. Exemplarisch verfolgt einer der Partner diese Linie bereits mit seinem Projekt Haru Oni in Chile. Dort wird aus Windstrom und CO2 aus der Luft (Direct Air Capture) grünes Methanol erzeugt. Daraus entsteht in weiteren Prozessschritten ein synthetisches klimaneutrales Benzin, das z.B. in Europa verwendet werden kann. Das Projekt wird durch das deutsche Wirtschaftsministerium gefördert. Die Firma Obrist aus Vorarlberg arbeitet auf ähnliche Weise in der Wüste von Namibia. Dort allerdings auf der Basis von Sonnenenergie und Direct Air Capture. Dieses Projekt wird durch das deutsche Forschungsministerium gefördert und auch Obrist ist Partner von Global Energy Solutions.
Im Kontext der angedeuteten Leitidee zur Lösung des Klima- und Energieproblems sieht das Projekt das Risiko möglicher Engpässe im Bereich der Elektrolyseure. Diese spalten Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2). Insbesondere grüner Wasserstoff gilt als wichtiger Bestandteil der globalen Energiewende. Der mögliche Engpass bei den Elektrolyseuren erschwert die Chancen auf ein Leben in Wohlstand in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Deshalb verfolgt das Projekt einen parallelen Pfad B, bei dem insbesondere Erdgas genutzt wird, um Anwendungen zu dekarbonisieren und quasi-grünen Wasserstoff zu erzeugen. Dabei wird das entstehende CO2 abgefangen und in Kavernen insbesondere vormaliger Gas- und Öllagerstätten verpresst. Für diesen Weg – zumindest als Übergangstechnologie – spricht sich auch der deutsche Wasserstoffrat aus. Norwegen macht damit bereits seit zwei Jahrzenten gute Erfahrungen. Eine ganze Reihe von Verbänden und Umweltorganisationen hat sich kürzlich in dieselbe Richtung geäußert. Die deutsche Forschungsministerin hat schon öfter erklärt, dass ohne das Abfangen und Verpressen von CO2 ein Weg zur Erreichung des 2°C-Ziels nur schwer möglich sein wird. Dafür seien wir zu spät dran und das Problem sei zu gigantisch. Das bei der Erdgasproduktion entstehende Methan – ein hochwirksames Klimagas – soll abgefangen und möglichst genutzt werden.
Die Projektpartner sind sich einig, dass sie das weltweite Thema in engem Austausch mit einer Vielzahl von Branchen verfolgen werden: Dabei werden der Gebäudesektor und die Zementindustrie ebenso einbezogen wie die Stahl- und die Chemieindustrie sowie weitere Bereiche von Industrie und Gesellschaft. Insbesondere dürfen die globalen Dimensionen der möglichen Lösungen nicht aus den Augen verloren werden. Global Energy Solutions und die Partnerunternehmen sind sich sicher, dass durch die Zusammenarbeit vieler Partner auf wissenschaftliche Weise und ergebnisoffen große neue Potentiale identifiziert und erschlossen werden können. Diese gilt es mit Priorität zu nutzen. Primär nationale Ansätze haben nicht das Potential eine Klimakatastrophe zu vermeiden.